Vulkan
Als ich neulich in unserem Vorgarten saß,
da hat es plötzlich gebebt und die Erde gab nach,
und ganz langsam fing es an:
In meinem Garten wuchs ein Vulkan.
Er ist gewachsen. Ich hab zugeguckt.
Der Vulkan hat jeden Tag Feuer gespuckt,
und er hat noch längst nicht genug.
Nachbarn beschweren sich über den Schwefelgeruch.
Ich mach mir Sorgen, hab schon manchmal gedacht,
dass ein Vulkan einen schlechten Eindruck macht,
doch was kann ich dafür:
Ich wollte keinen Vulkan, doch der Vulkan wollte zu mir.
Das kann jedem von uns passieren:
Ein Ereignis kann den guten Ruf ruinieren.
Dann kommt keiner mehr zu Besuch,
aus Angst vor dem Vulkanausbruch.
Inzwischen haben wir uns an das Donnern gewöhnt,
das aus dem Krater ins erste Stockwerk dröhnt.
Es ist auch bestimmt kein Genuss,
wenn man die Asche jeden Tag aus der Einfahrt fegen muss.
Doch vertrauen sollte man keinem Vulkan.
Ich sage den Kindern: Geht nicht zu nah ran.
Vulkane sind unberechenbar.
Wir leben mit ihm, doch es wird nie wie es mal war.
Die größte Rakete der Welt
Die größte Rakete der Welt ist zerschellt.
Das haben Sie im Fernsehn erzählt
Eben noch da, dann plötzlich fort,
und zum Glück war keiner an Bord.
Die größte Rakete der Welt ist zerschellt.
Das haben sich die Erbauer sicher anders vorgestellt.
Es gab einen Knall und das war’s dann wohl
für das kapitalistische Phallussymbol.
Hinter der Fassade
Hinter der Fassade – ist alles so schön,
man kann es wegen der Fassaden nur leider nicht sehn,
denn hinter hohen Wänden und blickdichten Mauern
kann überraschend viel Güte und Freundlichkeit lauern.
Von außen sieht es aus, als würde man danach trachten,
einander das Leben noch schwerer zu machen:
Verbittert, polemisch, zerstritten und feindlich.
Der Habitus wirkt überhaupt gar nicht freundlich.
Hinter der Fassade.
Dabei ist aber all das nur Fassade.
Die Schönheit ist introvertiert. Wie schade.
Gerade neulich hat mich wieder jemand angepöbelt,
der hinter der Fassade ganz vernünftig redet,
denn hinter der Fassade ist die Luft nicht so dünn.
Man kann besser atmen. Wie schön. Wie schön.
Und man zeigt sich viel weniger angepisst,
dass man eigentlich jemand ganz anderes ist.
Hinter der Fassade.
Gute Laune
Am Montag in der Straßenbahn, auf dem Weg zur Arbeit:
Überall nur gute Laune.
Tagelang im Wartezimmer wegen einer Kleinigkeit:
Überall nur gute Laune.
Stunden an der Kasse stehn, für ein Glas mit Schokoladencreme:
Überall nur gute Laune
Alleine durch den Regen gehen. Die Hand nicht mehr vor Augen sehn.
Überall nur gute Laune
Im Urlaub, am Küchentisch, in der Kneipe, im Kinderzimmer, im Morgengrauen, beim Frühstück: Überall.
Die Hormone
Du fühlst dich manchmal eingelullt. Die Hormone sind schuld.
Und dir fehlt die Geduld. Die Hormone sind schuld
Und im Kopf herrscht viel Tumult. Die Hormone sind schuld
Wir sind betrunken und besoffen von biochemischen Botenstoffen.
Bekommen seltsame Gedanken, wenn die Hormone schwanken.
Wenn die Hormone schwanken.
Authentizität
Alle Deine Möglichkeiten sind immer in Dir selbst enthalten.
Das Glück liegt in Dir, also tu was dafür. Tu was dafür.
Achtsamkeit und Awareness, Kongruenz und Integrität.
Selbstbewusstsein und Agency, persönliche Authentizität.
Doch ich spüre eine Weigerung gegen die Steigerung…
Fleischfressende Giraffen
Fleischfressende Giraffen.
Eine neue Angst in der Strasse, eine neue Gefahr in der Luft
Fleischfressende Giraffen. Hat denn niemand davon gewusst?
Und nun sind sie überall, und es wird von ihnen erzählt.
Fleischfressende Giraffen. Das hat uns gerade noch gefehlt.
Huhn
Tell me the truth.
The truth motherfucker.
Das Huhn ist immun gegen Selbstkritik
Es reflektiert nicht auf sich selbst zurück.
Es kann nicht rechnen und tut nicht beten.
Das Huhn setzt ganz andere Prioritäten.
Das Huhn passt perfekt in ein Hühnerhaus
Das Huhn pickt sich immer das beste raus.
Es sorgt sich um kein Idealgewicht.
Es hat Flügel und benutzt sie nicht.
The truth of the chicken
Is picken, picken, picken.
Das Huhn ist immer im selben Trott
Das Huhn ist verliebt in den Hühnergott
Es ist bodenständig und psychisch stabil
Und es prahlt mit gesundem Selbstwertgefühl.
The truth of the chicken
Is picken, picken, picken.
Muscheln
Die Dämmerung naht am Horizont
Über dem weiten Meer
Weit und breit kein Schiff in Sicht
Und das Wasser geht hin und her
Das ist ein Bild für die Einsamkeit
Das die Herzen beständig bedroht
Doch das Wasser ist viel zu tief
Und wird unten nur selten bewohnt
Doch manchmal da dringt ein Lichtstrahl auf den Grund
Für die Auster ist das Universum nur ein Punkt.
Empathie für Muscheln
Keiner kommt sie kuscheln.
Der Teufel im Detail
Du hast ein Projekt. Wir haben alle Projekte.
Und darin versteckt sind schwierige Aspekte.
Auf den ersten Blick zeigt sich keine Schwäche
An der Oberfläche, an der Oberfläche.
Denn die Oberfläche, die wirkt sehr solide.
Alles ist ganz einfach, überall herrscht Friede.
Doch die Harmonie des Projekts ist gestört
Durch einen Aspekt der da nicht hingehört.
Durch den Teufel im Detail
Der Teufel ist immer mit dabei.
Du bist verliebt und fühlst Dich unbeschwert
Und etwas Optimismus ist da nicht verkehrt
Doch beginnst Du irgendwann genauer nachzufragen
Bedingt das vielleicht ein leises Unbehagen.
Hat man das mit der Romantik zuendegedacht?
Denn in jeder Beziehung geht es auch um Macht.
Man fühlt sich Plötzlich gar nicht mehr so richtig informiert
Was bedeutet das Verliebtsein ganz detailliert?
Denn der Teufel im Detail
Der Teufel ist immer mit dabei.
Ich hab mich den ganzen Tag um Perfektion bemüht
Zerbrach mir meinen Kopf und schrieb an diesem Lied
Doch leider treff ich den Ton nur so ungefähr
Wenn ich mir selbst einmal selbstkritisch zuhör.
Denn der Teufel im Detail
Der Teufel ist immer mit dabei.
Denn der Teufel ist immer mit vor Ort
Der Teufel ist immer mit an Bord
Der Teufel ist immer mit dabei
Der Teufel versteckt sich im Detail.
Flamingos
Im Schnee leuchten die Flamingos viel heller als im Sommer. Sie leuchten, sie leuchten, sie leuchten,
wenn alles trist und grau und einsam ist. Im Schnee leuchten die Flamingos. Sie leuchten so schön.
Wenn alles kalt ist und trist und Du die Wärme vermisst,
leuchten die Flamingos, spenden Hoffnung und Trost.
Doch wie kommen sie hier hin? Ich hab keine Idee.
Die Flamingos im Schnee. Die Flamingos im Schnee
Sie tun niemandem weh. Die Flamingos im Schnee
Die Flamingos im Schnee. Die Flamingos im Schnee
Und sie sind so schön. Sie leuchten, sie leuchten.
Gehören gar nicht hier hin. Die Flamingos im Schnee
Am gefrorenen See. Die Flamingos im Schnee.
Die Flamingos im Schnee. Die Flamingos im Schnee
Im Schnee leuchten die Flamingos. Sie leuchten so schön. Wenn alles kalt ist und trist und Du die Wärme vermisst, leuchten die Flamingos, spenden Hoffnung und Trost.
Gemecker
Immer wird gemeckert. Meckern über die Arbeit, meckern über das Geld, meckern über Verspätung, über den Zustand der Welt. Meckern über das Wetter, Meckern über Politik. Wenn mich jemand anmeckert, dann mecker ich zurück. Meckern über die Jugend, meckern über die Bahn, meckern über die Zeitumstellung, meckern über den Arzt.
Meckern aus Prinzip und weil mich etwas stört,
und weil sich meckern scheinbar einfach so gehört.
Immer wird gemeckert. Meckern über das Meckern. Meckern an der Kasse, meckern auf Parteitagen in riesiger Menschenmasse. Meckern analog und meckern digital. Egal worum es geht: Gemecker überall.
Immer wird gemeckert. Meckern, nörgeln, murren, maulen, quengeln, jammern, lamentieren, motzen, nölen, mosern, mäkeln, zetern, klagen, kritisieren, schimpfen, tadeln, schmollen, rügen, rüffeln, stänkern, reklamieren,
Mit der deutschen Sprache lässt sich Gemecker sehr gut artikulieren.
Verpixelt
Alle zeigen sich.
Überall zeigen alle sich.
Alle zeigen sich überall.
Alle zeigen sich.
Überall zeigen alle sich.
Alle zeigen sich überall.
Alle zeigen sich.
Ich sehe den Splitter im Auge meiner Brüder, solange ein Balken meine Auge bedeckt, wenn Du mich suchst, wirst Du mich nicht finden, denn ich halte mich versteckt.
Wenn ich mich zeige, zeige ich mich verpixelt.
Damit damit ihr mich verwechselt.
Mit Anlauf
Wenn alle dich warnen,
wenn alle Dir sagen: Es geht nicht.
Es ist unmöglich, dass Du das fertigbringst,
dann nimm Anlauf bevor Du springst.
Wenn alle Dir sagen: Es misslingt dir bestimmt.
Wenn alle ständig pessimistisch sind,
dann nimm Anlauf bevor Du springst.
Mit Anlauf in die Dunkelheit, mit Anlauf in das Licht.
Mit Anlauf in die Höhe, mit Anlauf in das Nichts.
Nimm Anlauf bevor Du springst.
Versichert
Ich bin versichert, versichert, versichert:
Gegen Hämorrhoiden, gegen Befall durch Fliegen, gegen Ufoentführung.
Gegen Haarausfall, gegen Meteorietenaufprall, gegen Deine Berührung.
Ich bin Versichert stets und überall
Ich bin Versichert gegen den Versicherungsausfall
Gegen Selbstmitleid, gegen zu viel Zeit, gegen Schlangenbisse.
Gegen dumme Fragen, gegen Unbehagen, gegen Kompromisse
Ich hoffe die Versicherung zahlt mir auch genug.
Ich bin versichert gegen den Versicherungsbetrug.
Der Versicherung vertraue ich mein Leben an. Lebenslang.
Immer nur nehmen
Immer nur nehmen, Immer nur nehmen, Immer nur nehmen,
Wir sind dagegen.
Geld und Aufmerksamkeit, unendlich viel Zeit, sogar unser Mitleid.
Immer nur nehmen.
Unsre Liebe, unsere Arbeitskraft, unsere Anteilnahme, unsre Hilfsbereitschaft.
Immer nur nehmen
Unsre Daten, unsere Gutgläubigkeit, unsre allerletzte Fluchtmöglichkeit
Immer nur nehmen
Immer nur nehmen – das führt zu Problemen.
Weil keiner gewinnt, wenn man immer nur nimmt.
Immer nur nehmen – wir sind dagegen.
Weil am Ende alle ärmer sind, wenn man immer nur nimmt.
Geld kann nicht tanzen
Wenn es stimmt, dass Geld die Welt bewegt,
und diese Welt an ihrer Gier zugrundegeht,
dann war die Zeit nicht reif,
dann war es noch zu früh,
als Janet Jackson sang:
Best things in life are free.
40 Prozent des Vermögens für ein Prozent der Bevölkerung.
Die finanziert damit wichtige Dinge,
wie Überwachungstechnologie und die Mondlandung.
Was als Gleichheit gilt, das unterscheidet sich sehr,
ein bisschen gleicher hier, dort etwas weniger.
Es geht immer um die Verteilung von Finanzen,
denn Geld kann vieles, doch Geld kann nicht tanzen.
Geld kann nicht tanzen.
Komplementär
Ich gehe dir entgegen im grünen Tagesrest
Und ein roter Mond knistert im Geäst
Mit meinen lila Gedanken in einem gelben Traum.
Mit meiner orangenen Jacke und deinen blauen Augen
Wir sind komplementär.
Ich bin so blau. Du bist orange.
Du bist so schlau. Ich habe Angst.
Du bist so grün. Ich fühl mich rot.
Du hast Gefühl. Ich habe Not.
Wir sind komplementär.
Das kommt davon
Du bist glücklich. Das kommt davon.
Du hast Gefühle. Das kommt davon.
Alles kommt, wie es kommt.
Von nichts kommt nichts.
Das kommt davon.
Du bist sehr reich. Das kommt davon.
Und dein Gehirn ist weich. Das kommt davon
Alles kommt, wie es kommt.
Von nichts kommt nichts.
Das kommt davon.
Zum Glück sind wir noch einmal davongekommen.